Konkret hinhören. Widersprüche aushalten.
Die Klagen der letzten Wochen.
Persönliche Momentaufnahmen.
Klagezeit am 26. Februar 2021
Torsten Junghans, Wirt der Vodkaria
Karla Steilmann, Pfarrerin aus Südamerika
Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm,
wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten,
und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien,
mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich so lange harren muss auf meinen Gott. […]
Ich aber bete, Herr, zu dir zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich
mit deiner treuen Hilfe.
Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke,
dass ich errettet werde […] aus den tiefen Wassern;
dass mich die Wasserflut nicht ersäufe
und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.
Klagezeit am 19. Februar 2021
Gebet in Armut, Angst und Einsamkeit
vorzusingen in Zeiten der Kontaktbeschränkung
Gott, sei uns nahe und tröste uns wieder –
wir klagen dir unsere Not:
Die Angst vor dem Virus lähmt uns
und unser gewohntes Leben.
Menschen in Armut und ohne Obdach waren die ersten, die aus dem Blick gerieten, als alles geschlossen wurde.
Sie konnten auf keine Reserve, keinen Besitz zurückgreifen, weder auf Freunde noch Familie.
Viele Verletzungen haben sie krank gemacht:
Das sind Wunden, die schlecht heilen.
Sie leben im Staub
und von den Brotkrumen, die von unseren Tischen herabfallen.
Wir alle sehnen uns nach Freiheit und Leben,
nach Heilung, Liebe und Frieden
für uns und für die, mit denen wir uns verbunden fühlen in dir
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(Gerit Schleusener)
Claus Jacobi von Wangelin, stationsleitender Pfleger auf der Covid-19-Station im Diakonissenkrankenhaus
Gerit Schleusener, Sozialarbeiterin in der Oase und im Teekeller, Wohnungslosenhilfe
Klagezeit am 12. Februar 2021
Reinhold Schulze-Tammena, Schulleiter des Evangelischen Schulzentrums
Stephan Hildebrandt, im Dezember an Corona erkrankt
Ich schreie zu Gott mit meiner Stimme
ich flehe zu Gott mit meiner Stimme.
Ich schütte meine Klage vor ihm aus
und zeige an vor ihm meine Not.
Wenn mein Geist in Ängsten ist,
so kennst du doch meinen Pfad. …
Herr, zu dir schreie ich und sage:
Du bist meine Zuversicht, …
aus Psalm 142
Klagezeit am 5. Februar 2021
Herr, erhöre mein Gebet,
vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen.
Mein Geist ist in mir geängstet,
mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.
Ich gedenke an die früheren Zeiten;
ich sinne nach über all deine Taten
und spreche von den Werken deiner Hände.
Ich breite meine Hände aus zu dir,
meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht;
verbirg dein Antlitz nicht vor mir.
Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
denn ich hoffe auf dich.
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;
denn mich verlangt nach dir.
Errette mich, Herr;
zu dir nehme ich meine Zuflucht.
aus Psalm 143
Annegret Joop, Mitarbeiterin im Südcafé, aktuelle Situation von Flüchtlingen
Lucia Henneke, arbeitet und betreut ein Kindergartenkind zu Hause
Klagezeit am 29. Januar 2021
Anika Mélix, bis Dezember 2020 Studentin
Sandra Beck, Abschied und Tod in Zeiten der Pandemie
Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe,
zu Gott rufe ich, und er erhört mich.
In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn;
meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab;
denn meine Seele will sich nicht trösten lassen.
Ich denke an Gott – und bin betrübt;
ich sinne nach – und mein Geist verzagt.
Meine Augen hältst du, dass sie wachen müssen;
ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann. […]
Hat Gott vergessen, gnädig zu sein,
hat er sein Erbarmen im Zorn verschlossen? […]
Darum gedenke ich an die Taten des Herrn,
ja, ich gedenke an deine früheren Wunder. […]
Gott, dein Weg ist heilig.
Wo ist so ein mächtiger Gott, wie du, Gott, bist?
Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe.
aus Psalm 77
Klagezeit am 22. Januar 2021
Ich schreie zu Gott mit meiner Stimme
ich flehe zu Gott mit meiner Stimme.
Ich schütte meine Klage vor ihm aus
und zeige an vor ihm meine Not.
Wenn mein Geist in Ängsten ist,
so kennst du doch meinen Pfad. …
Herr, zu dir schreie ich und sage:
Du bist meine Zuversicht, …
aus Psalm 142
Luise Felsmann, Sozialpädagogin und Schulbegleiterin
Lydia Tröger, technischer Support IT, seit März 2020 im Homeoffice
Klagezeit am 15. Januar 2021
David Erler, freiberuflicher Musiker
Herr, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!
Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
aus Psalm 31